(Ein)Blick in unsere Geschichte – von Haff, Schloss und einer Schauergeschichte
Am schönen Stettiner Haff liegt die Stadt Ueckermünde. Heute ein anerkanntes Seebad, war der Ort auch schon vor Jahrhunderten auf pommerschen Karten zu finden und lockte durch seine Lage so manche bekannte herrschaftliche Figur.
Im Jahre 1178 tritt das Gebiet um Ueckermünde wohl zum ersten Male auf. Von einem Treffen am Flusse Uecker ist die Rede („Acta sunt hec super introitum fluminis Vcrensis in presentia totius populi terre, convocati illuc ad concilium“ – „Sie zogen hierher am Eingang des Flusses Ucrensi in Anwesenheit aller Menschen des Landes, nachdem sie zu einem Rat dorthin gerufen worden waren“). Vermutet wird, dass dieses Treffen bereits an der Stelle stattfand, an der wenig später dann Ueckermünde entstand. Ueckermünde selbst wurde urkundlich erstmalig im Jahr 1223 erwähnt, also vor mittlerweile 800 Jahren. In der Urkunde wird von einem „Landtag“ in Ueckermünde berichtet, an welchem unter anderem der Pommernherzog Barnim I. und dessen Mutter Miroslawa teilgenommen haben sollen. Seitdem ist viel passiert. Ueckermünde gehörte der stettinschen Linie der Pommernherzöge, nachdem 1295 im Zuge der Landteilung das pommersche Gebiet zwischen den herzoglichen Linien Pommern-Wolgast und Pommern-Stettin aufgeteilt wurde.
Auch wenn es heute keinen Nachweis mehr dafür gibt, wann der Ort sein Stadtrecht bekam, so kann man wohl davon ausgehen, dass dies um 1260 gewesen sein dürfte. Da die Stadt insbesondere zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges von Brand und Plünderung, aber auch von Krankheit heimgesucht wurde, gingen diverse Urkunden, die weiteren Aufschluss über die Entwicklung Ueckermündes hätten geben können, verloren.
Ein Ort, der so nah am Wasser gelegen ist, stemmte einen großen Teil der Wirtschaftslast aus der Fischerei und auch dem Schiffsbau. Handel und Wirtschaft konnten auch durch die Anbindung ans Wasser in Friedenszeiten besonders florieren. Mit dem Wachstum des Handels und der Wirtschaft ging das Bevölkerungswachstum im Orte einher. Nachdem Ueckermünde nach dem Dreißigjährigen Krieg, ebenso wie weite Teile des Landes, entvölkert war – zeitweise gab es nicht einmal mehr ein Dutzend Menschen im Ort –, waren es um 1780 wieder knapp 1.300 Menschen im Orte. 100 Jahre später waren es sogar schon 5.500. Heute ist das Seebad angewachsen auf mehr als 8.500 Einwohner.
Zu den eingangs angekündigten herrschaftlichen Persönlichkeiten, deren Weg nach Ueckermünde führte, gehört selbstverständlich auch eine entsprechende Residenz. Das einstige Schloss der Pommernherzöge, eines der letzten seiner Art, wurde erstmals 1284 urkundlich erwähnt. Es beherbergt seit den 1780ern das Rathaus der Stadt und heute auch das Haffmuseum. Über die Jahrhunderte hielten sich hier neben den pommerschen Herzogsfamilien, besonders zu Zeiten des Großen Nordischen Krieges (1700 – 1721, Krieg um die Vorherrschaft im Ostseeraum zwischen Russland, Dänemark sowie Sachsen-Polen als Allianz und Schweden), auch andere adlige Herrscher auf, beispielsweise Peter I. (Zar von Russland) oder Friedrich Wilhelm I. (Kurfürst Brandenburgs) und August der Starke (Kurfürst von Sachsen und zeitweiliger König von Polen).
Von den vormals vier Flügeln des Schlosses ist heute nur noch einer erhalten. Über die Jahrhunderte erlebte das Schloss neben alterungsbedingtem Verfall auch so manche Auseinandersetzung. Beispielsweise wurde Ueckermünde im Jahre 1469 vom Kurfürsten belagert. Grund war der Stettiner Erbfolgestreit, der folgte, nachdem der Herzog von Pommern-Stettin Otto III. kinderlos verstorben war. Etwa 14 Tage harrte die Stadt unter der Belagerung durch den Kurfürsten aus. Auch unter dem Wechsel des Besitzes zwischen Preußen und Schweden rund 150 Jahre später litt das Schloss. Was heute vom Schloss noch steht, geht vermutlich auf den 1546 angeregten Neubau des Gebäudes zurück.
Wer sich neben Stadthistorie auch Gruselgeschichten hingibt, der findet an der Erzählung vom schwarzen Hund auf dem Kirchplatz sicher Gefallen. Wer des nachts zwischen elf und zwölf dort wandelt, dem soll ein schwarzer Hund vor die Füße laufen, der immer mehr und mehr zu einem Ungetüm anwächst, bis er den Wanderer schließlich grob zu Boden stößt und wieder spurlos verschwindet.
Doch besonders bei Tage lohnt sich der Besuch der Stadt, neben Tierpark, Haff und Co. lässt sich auch mit der Erkundung der historischen Spuren des heutigen Seebades ein ausgefüllter Tag verbringen. Vielleicht mit einem Besuch im Haffmuseum oder sogar bei einer historischen Stadttour? Planmäßig führen Herold, Waschfrau und weitere ab Mai wieder durch die schöne Altstadt Ueckermündes.
Teresa Mirasch