(Ein)Blick in unsere Geschichte – von Biese, Bahnen und Bismarck
Was verbindet einen Fisch, einen berühmten Otto und ein Dorf am Rande Pommerns miteinander? Was zunächst vielleicht klingen soll wie der Beginn eines Witzes, hat durchaus etwas mit der Betrachtung eines bestimmten Örtchens unserer Region, welches kaum vier Kilometer von der polnischen Grenze entfernt ist, zu tun. Sollten Sie an die altmärkische Familie Bismarck gedacht haben, liegen Sie goldrichtig.
Nachdem die Brücke nun geschlagen ist, wandert es sich leichter durch das 1324 in einer Urkunde zwischen den von Eickstedts und dem Bistum Cammin erstmalig erwähnte Örtchen Bismark. In dieser Urkunde wird vom „villa Bismark“ geschrieben. Bismark hatte vermutlich einmal einen slawischen Namen. Dieser slawische Name des Ortes ist wahrscheinlich während der Christianisierung Pommerns der deutschen Benennung nach dem märkischen Adelsgeschlecht von Bismarck gewichen. Welchen Namen der Ort Bismark zuvor einmal trug, scheint allerdings nahezu unmöglich zu rekonstruieren.
Das Geschlecht derer von Bismarck ist ein sehr altes. Als erster Stammvater wird Herbordus von Bismarck angesehen, dieser lebte bereits um 1270. Einige Mitglieder der Familie Bismarck lebten zwischen 1280 und 1320 mutmaßlich in der Umgebung von Prenzlau, so tritt ein ums andere Mal ein Conrado Bismarke in Urkunden auf. Um sich hier dennoch einer Namensdeutung des Örtchens Bismark über die Herkunft aus der Benennung nach der märkischen Familie hinaus zu nähern, kann man sich zumindest den Familiennamen Bismarck anschauen. Vermutlich entstammt dieser Name einer Verkürzung des Begriffs Biesenmarck, einer Burg, auf welcher die Familie einmal residierte. Dieser Sitz der Familie hat dabei seinen Namen aufgrund der Lage an der Biese. Milde, Biese und Aland bezeichnen Ober-, Mittel- und Unterlauf eines Flusses in der Altmark.
Der Ortsname Bismark kommt sehr häufig im Land vor. 1899 werden fünf so benannte Orte für Pommern und zwei für Brandenburg aufgezählt, darüber hinaus finden sich weitere namensgleiche Ortschaften in Sachsen und Ostpreußen. Bismark gehörte einmal zu nicht unwesentlichem Teil der pommerschen Adelsfamilie von Eickstedt, bis diese wie bereits eingangs erwähnt einige Hufen des Ortes an das Domkapitel Cammin veräußerte. Die Familie von Schulenburg führte Bismark dem Amt Löcknitz zu, als sie durch die Kurmark mit eben diesen Gütern belehnt worden war. Der Ort selbst liegt seit jeher in der Uckermark, von der wir wissen, dass um ihre Zugehörigkeit zu Pommern oder eben zu Brandenburg häufig verhandelt wurde. Im Jahr 1818 wurde Bismark dann wieder Pommern zugehörig.
Im Ort lebten um 1805 etwa 187 Menschen und 1865 bereits 322 Menschen. Ein Teil der Bismarker arbeitete scheinbar bei der Vorpommerschen Eisenbahn, welche in näherer Umgebung verkehrte. Die Strecke Stettin – Pasewalk wurde am 16. März 1863 eröffnet. Etwa zur selben Zeit eröffneten auch die Strecken Wolgast – Züssow, Angermünde – Anklam und Anklam – Stralsund. Zur damaligen Zeit waren die Züge zwischen Berlin und Stettin nur unwesentlich länger als heute, nämlich 3,5 Stunden, unterwegs.
Neben den zwei Vollhöfen, Kossäten- und Büdnerstellen gab es in dem Ort einmal eine Spiritusbrennerei, einen Schneider, einen Bäcker und einen Viktualienhändler (Viktualien bezeichnen Lebensmittel, von lat.: victus). Bismark war also trotz recht kleiner Größe durchaus sehr belebt.
Dieser schmale Ort mit heute etwa 200 Einwohnern liegt direkt an der Hauptstraße nach Polen. In der Ortsmitte erhebt sich auf einem Hügel – Wurten oder auch Warften dienten von alters her unter anderem dem Schutz von Gebäuden vor Überschwemmungen – die Feldsteinkirche des Ortes. Diese charmant schlichte Kirche gehörte lange Zeit zur Pfarrei von Retzin und hat eine eher ungewöhnliche Form. Mit einem besonderen Dach ohne Turm und Prunk lassen vor allem das Kreuz auf der Dachspitze und wenige Gräber auf dem Gelände die Nutzung des Gebäudes erahnen. Heute gehört Bismark zur Gemeinde Ramin, wo einst das pommersche Uradelsgeschlecht derer von Ramin ihren Stammsitz hatte. Das Gutshaus ist heute noch in gutem Zustand erhalten, aber um die Ortsgeschichte Ramins soll es ein anderes Mal gehen.
Teresa Mirasch