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09.01.2022
Regionales

(Ein)Blick in unsere Geschichte – Dichter, Mühlen und eine Sekte?


Kirche Fahrenwalde

Der Mundartdichter Max Lindow, der wohl bekannteste Sohn des Ortes, wurde im Mai 1875 in Fahrenwalde im alten Schulhaus geboren und widmete seinem Heimatort auch ein Gedicht:

Wat is’t för’n Land!
Böm an de Kant,
Eeken in d’Heid,
Veh up de Weid.
Schön is un stolt un stark
Uns’leew oll Uckermark.
(Ausschnitt aus dem Uckermarklied)

Der Ort zwischen Pasewalk und Brüssow war zu diesem Zeitpunkt jedoch schon mindestens 500 Jahre älter. Noch sieben Jahre bevor das Landbuch Kaiser Karls IV. „Vorenwolde“ erstmals gesichert erwähnt wird, tritt in Schriften schon Bethicke de Fahrenwalde auf. Das Landbuch Brandenburgs führt das Dorf auf als „verpfändet an die Herzöge von Stettin“. Einige Zeit später erhielten die von Buchs (uckermärkischer Uradel), die bereits seit dem 14. Jahrhundert im Ort nachweisbar ein Rittergut besaßen, ein Lehen. Besitzungen hatten über die Zeit aber auch die Schulenburgs und jene von Winterfeld.

Vom Alter der besiedelten Region zeugen Keramiken sowie Funde, die zu einer Burg und einem Ringwall teils aus der Bronzezeit (um 1200 v. Chr.) gehörten. Aber auch die im ausgehenden 13. Jahrhundert entstandene Feldsteinkirche zeigt, dass das Angerdorf bereits ein paar Jahre mehr auf dem Buckel hat. Der Ortsname hat aus dem Mittelniederdeutschen vermutlich die Bedeutung „Kiefernwald“. Zu dem Ort gehören heute Bröllin, Friedrichshof und Karlsruh, ersteres mit dem Schloss Bröllin, einem Rittergut, das mindestens aus dem Jahr 1233 stammt.

In Fahrenwalde lebten seit Ende des 17. Jahrhunderts, nach der Flucht der Hugenotten aus Frankreich, einige französische Familien. Die Zuwanderung der Glaubensflüchtlinge aus Frankreich glich nach und nach die lange wüst gelegenen Höfe nach dem Dreißigjährigen Krieg aus. Das Dorf, das heute eine Einwohnerzahl von etwa 270 hat, hatte um 1850 beinahe doppelt so viele Einwohner. Etwa 60 Familien lebten im Ort, die zur einen Hälfte deutsch waren und zur anderen Hälfte aus hugenottischen Familien stammten. Die französische Sprache war zu jener Zeit in dieser Gemeinde weitgehend untergegangen. Dass die französische Sprache allgemein in vielen gemischten Gemeinden auf der einen Seite unterging, aber oft noch auf französisch gepredigt wurde, führte dazu, dass Gemeindemitglieder ihre Prediger nicht mehr verstanden. Das führte auf der anderen Seite zur Bildung kleinerer geheimer religionssektenähnlicher Gemeinschaften, die jedoch untersagt waren. Um 1797 fiel auch auf Fahrenwalde der Verdacht, dass eine sogenannte Pietistensekte – es gab eine bekannte Gesellschaft in Prenzlau – im Ort war. Der Bauer Pierre Voisin führte im kleinen Kreise ihm eigentlich untersagte, aber später geduldete, Erbauungsstunden durch. Obwohl sich der Verdacht einer sich formierenden Religionssekte, der sowohl französische als auch deutsche Gläubige angehörten, als falsch erwies, fiel er jedoch lange Zeit nicht von den Dorfbewohnern Fahrenwaldes ab. Vornehmlich war Fahrenwalde ein Bauerndorf, mit über 3.500 Morgen Ackerland und 500 Morgen Wiese, was ein sehr großes Gebiet, teils größer als das Brüssows, war. 1789 stellte die Gemeinde Fahrenwalde beim Amt Löcknitz den Antrag, noch 40 Morgen für den Anbau von Klee einzäunen zu dürfen, um ihre Umstände zu verbessern.

Mit Fahrenwalde kann man jedoch noch einiges mehr verbinden. Zum Beispiel die Heidmühle, die heute noch Platz für die Rastenden, Durchreisenden und die Bevölkerung ist. Als ehemalige Wassermühle wurde sie nach dem Abbrennen 1878 nur zehn Jahre später wieder aufgebaut. Älter ist sie aber allemal, schon im 17. Jahrhundert wurde die Heidmühle erwähnt. Am anderen Ortsende steht dagegen eine Windmühle, ein Erdholländer (Flügel sind nahe am Erdboden), welche jeden von Pasewalk Kommenden als Erste im Ort begrüßt.

Teresa Mirasch

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