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11.08.2023
Regionales

(Ein)Blick in unsere Geschichte – von Namen, Wandmalerei und malerischer Ruhe


Kirche und Bahnhof in Zerrenthin

Da es viel zu schade ist, schönes Wetter nicht auszunutzen, stellt sich umso mehr die Frage, was es alles zu entdecken gibt. Wie wäre es dafür mit einer ausgedehnten Radtour, beispielsweise nach Zerrenthin?

Der Ort zwischen Polzow und Rossow existiert bereits seit dem frühen 13. Jahrhundert. In einer erhaltenen Urkunde wurde der Ort 1216 noch Sarnotino genannt. In dieser Urkunde, in der auch zum ersten Mal der Ort Eggesin erwähnt wurde, ist die Schenkung der Ortschaft Sarnotino von den pommerschen Herzögen Bogislaw II. und Kasimir II. an das Kloster Grobe festgehalten. Auch im Landbuch des Kaisers Karl IV. von 1375 wird Zerrenthin unter dem Namen Cernetyn erwähnt, phonetisch lässt sich die Ähnlichkeit zum späteren Ortsnamen bereits erkennen. Ob das ursprüngliche Sarnotino sich mit den Begriffen „Reh“ oder „schwarz“ übersetzen lässt, ist nicht wirklich zu klären. Der Ort hatte laut dem Landbuch um 1375 einmal 44 Hufen und etwa 33 Kossätenstellen, allerdings waren nicht alle besetzt. Einst muss hier auch eine Familie von Cernetyn gelebt haben. In einigen weiteren Urkunden findet immer wieder mal Hennig Cernetyn Erwähnung. Diese Familie scheint allerdings bereits früh erloschen zu sein.

Betrachtet man die früheren Besitzverhältnisse des Ortes, so entdeckt man so manchen bekannten Namen vergangener Jahrhunderte wieder: Werner von der Schulenburg, Ritter Zacharias von Hase, die Familien von Berge und von Eickstedt und auch von den Brüdern von Dollen könnte der eine oder andere bereits gehört haben. All diesen Familien gehörten einmal Teile des Ortes oder auch bestimmte Rechte innerhalb der Ortschaft. Doch schließlich gehörten die größten Anteile des Ortes bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts dem Graf Schlick (Hieronymus III. Schlick). Die Familie Schlick ist ein böhmisches Adelsgeschlecht und u. a. war der Graf Oberkämmerer des brandenburgischen Kurfürsten Joachim Friedrich bis zu dessen Tod. Graf von Schlick veräußerte die Ortschaft schließlich, wohl um 1608, an die von Arnims weiter.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg lag Zerrenthin ebenso wüst da wie der Rest des Landes. Aus der Wiederbesiedelungspolitik ging hervor, dass im Ort bald deutsche und französische Bauern angesiedelt waren. Aber auch Familien aus der Pfalz und dem Rheinland ließen sich hier nieder. Zerrenthin ist auch heute noch ein kleiner Ort, aber aus Aufstellungen zu Einwohnerzahlen geht hervor, dass es bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts über 700 Einwohner gegeben hat, knapp 100 Jahre zuvor waren es etwa 340.

Die Zerrenthiner Dorfkirche stammt wohl aus dem späten 13. Jahrhundert. Zum sogenannten Pfarrsprengel gehören heute viele Kirchdörfer, darunter Rossow, Rollwitz, Krugsdorf, Uhlenkrug und Züsedom. Zuvor gehörte auch die Zerrenthiner Kirche lange zu Brandenburg. Der Feldsteinbau liegt mitten im Dorf etwas versteckt hinter dichtem Blattwerk. Doch nicht nur das Äußere der Kirche ist bereits einige hundert Jahre alt, auch im Inneren finden sich Zeugnisse aus alter Zeit. Eine Wandmalerei, die sich durch das gesamte Gotteshaus zieht, stammt womöglich aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und wirkt durch die umsichtige Pflege noch heute besonders. Dargestellt sind verschiedene Heilige und Apostel.

Zerrenthin war lange Zeit geteilt, ein Teil des Ortes gehörte zu Pasewalk und damit zum pommerschen Landesteil, ein anderer Teil gehörte zum uckermärkischen bzw. brandenburgischen Kreis. Letztlich war Zerrenthin jedoch lange Zeit unter brandenburgischer Verwaltung. Erst in den 1970ern wurde der Ort aus der Verwaltung des Amtes Brüssow wieder in die Verwaltung Pasewalks übergeben.

Auch wenn außerhalb unserer Region allenfalls von Zerrenthin als jenes Dorf, in dem die Ururgroßeltern der Fürstin von Monaco beheimatet waren, die Rede war, so ist es doch ein weiteres ruhiges Fleckchen Erde in unserer Region, zu dem man gemütlich radeln kann, sei es von Pasewalk oder von Rossow aus. Vielleicht sogar über den Cognac-Weg entlang der Felder etwas abseits der Straße.

Teresa Mirasch

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