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28.08.2022
Allgemein

(Ein)Blick in unsere Geschichte – von Märchenwald, Mühlen und Spinnereien


Märchenwald Rothemühl

Hexen, die versuchen Menschen in die Tiefen des Waldes zu locken, sollte man nicht unbedacht folgen, aber traut man sich dennoch der Hexe, die etwa einen Kilometer vor Rothemühl in Richtung Wald fliegt, nachzueilen, wird man es nicht bereuen. Auf schmaler Straße geht es weit in das Rothemühler Forstrevier hinein, zu DDR-Zeiten war es ein Rotwildforschungsgebiet, heute kommt man dagegen im Märchenwald an. Auf der 3,6 km (oder 6,1 km) langen Strecke entdecken Groß und Klein nicht nur Figuren der beliebtesten Märchen, sondern lernen dabei auch wichtiges über das Ökosystem Wald.

Aber natürlich wollen wir auch einen Blick nach Rothemühl werfen und schauen, was die Geschichte des etwa 515 Jahre alten Dorfes bereithält. Zunächst gibt es für Rothemühl die Vermutung, dass auch hier einst slawische Siedler lebten, worauf ein slawischer Burgwall hindeutet, der zwischen Rothemühl und Strasburg zu finden ist. Solch ein künstlich angelegter Wall bot der Bevölkerung vor allem Schutz vor Eindringlingen, obwohl hier auch gefeiert werden konnte, und ist heute für uns oft als ungewöhnliche Erhebung im sonst so flachen Norden zu erkennen. Der slawische Burgwall bei Rothemühl stammt aus dem 7. bis 9. Jahrhundert und ist in seiner Dreigliedrigkeit und mit teils Doppelwällen in der äußeren Wallanlage wohl einer der größten Deutschlands. Dann stellt sich nur noch die Frage, warum der Ort im Jahr 2007 erst sein 500-jähriges Bestehen feierte, wenn doch wohl bereits hunderte Jahre vorher Slawen hier siedelten. Die meisten Ortschaften machen ihre urkundliche Ersterwähnung als fest nachweisbare Niederschrift zum Geburtstag ihres Ortes, bei Rothemühl wird diese für das Jahr 1507 vermutet. In diesem Jahr wurde zum ersten Mal ein Gasthaus namens „Roden Born“ erwähnt. Erst einige Jahrzehnte später findet sich die Wassermühle „zum Roden Born“ hier, errichtet unter einem pommerschen Herzog. Sie wurde wohl um 1580 errichtet und war vermutlich bereits 1630 schon wieder verlassen gewesen. Kurze Zeit darauf wurde die Wassermühle zerstört und auch nicht wieder aufgebaut. Aus der Mühle „zum Rothen Born“ wurde später die „Rote Mühle“, wie sie auch heute auf dem Wappen des Ortes zu finden ist.

Wie sich der Ortsname heute ableitet, ist wohl eindeutig, zu früherer Zeit könnte sich „Roden Born“ aber durchaus auch auf durch Eisenoxid rot verfärbtes Wasser bezogen haben.

Neben „Alt-Rothemühl“ gab es auch eine Zeitlang „Neu-Rothemühl“, welches eine „Wollspinner-Kolonie“ war, wie sie sich Kurfürst Friedrich II. 1767 erdacht hatte – zwei Jahre zuvor war bereits Sandförde als Wollspinner-Kolonie errichtet worden. Die Kolonie bei Rothemühl entstand auf der Fläche, auf der 1758 eine Glashütte samt Wohnungen herum errichtet worden war. Auf dieser Fläche standen einst die Mühle sowie das Rothemühler Vorwerk. Hier sollten nun 21 Familien angesiedelt werden, welche sich der Wollspinnerei widmeten. Von der Wollspinner-Kolonie ist allerdings schon zur Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr viel zu sehen, auf den den Kolonisten zugesprochenen Stellen war dann schon das Staatsforstrevier Rothemühl errichtet worden. Die Einwohnerzahlen waren gleichwohl hoch, in beiden Teilen lebten zusammen mehr als 500 Menschen. Leinweberei und Forstarbeit prägten die Wirtschaft des Ortes. Seit 1690 gab es in Rothemühl zudem einen Teerofen.

In Rothemühl gibt also so einiges zu entdecken und natürlich ist von der Geschichte des Ortes Rothemühl selbst noch viel mehr bekannt, beispielsweise vom Gefecht bei Rothemühl während des Siebenjährigen Krieges. Als kleiner Einstieg in die Entdeckungsreise soll dies hier gleichwohl genügen.

Zu einem Ausflug, bei dem nicht nur die Kleinsten etwas über die heimischen Wälder lernen können, lädt der Märchenwald bei Rothemühl ein und gibt gleichzeitig die Möglichkeit, dem Trubel des Alltags eine Zeit lang zu entfliehen. Und auch wenn man den Wald natürlich nach Lust und Laune entdecken kann, sollte man auch nie vergessen, sorgsam mit einem so heilen Fleckchen Erde umzugehen.

Teresa Mirasch

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