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16.05.2021
Regionales

Ein(Blick) in unsere Geschichte – Kolonisten, eine Insel mit Kirche und ein paar Einwohnerzahlen


Kirche Leopoldshagen

Auf einer kleinen Insel zwischen der rechten und der linken Straßenspur erhebt sich in Leopoldshagen die alte Fachwerkkirche. Der kleine Ort im Norden des Altkreises liegt zwischen Ducherow und Ueckermünde und in unmittelbarer Nähe zum Stettiner Haff.

Bedingt durch die Teilung der Straße und einen Blick auf die Karte, die wenige Straßen und sehr gerade Formen offenbart, tat sich die Frage auf, ob man an dieser Stelle nicht einmal ein paar Worte zu Siedlungsformen verlieren sollte. Die Recherche ergab: Leopoldshagen ist ein Straßendorf. Oder ein Angerdorf? Vielleicht auch eine Mischform? Angerdörfer zeichnen sich durch eine Grünfläche aus, die auch mit einer Dorfkirche bebaut sein kann. Auf diesen Anger laufen die Häuser zu. Straßendörfer sind dagegen eine spezielle Form des Reihendorfes und drücken im Namen bereits alles aus: Häuser entlang einer breiteren Straße, in Leopoldshagen mit einer sich ausweitenden Straße in der Dorfmitte. Straßendörfer waren eine typische Form von Siedlungen der systemischen Kolonisierung. Der Landesbaumeister Knüppel entwarf die Kolonie und als 1752 der Wunsch nach einer eigenen Kirche geäußert wurde, entstand diese. Und so befindet sich nun auf der kleinen Insel zwischen den Straßen die fast 266 Jahre alte Kirche des Ortes.

Für slawische Siedlungen, wie wir sie ebenfalls oft in unserer Region finden, sind dagegen scheinbar vor allem Rundlinge und Zeilendörfer aber auch Weiler üblich.

Der Beschluss zur Gründung dieser Kolonistensiedlung stammt von Friedrich II., dem „Alten Fritz“ und brandenburgischen Kurfürsten, dem bis heute Kartoffeln auf seine Grabplatte gelegt werden. Damit ist klar, dass das Dorf entstand, als Pommern preußische Provinz gewesen ist.

Leopoldshagen ist 1755 endgültig als Siedlung anerkannt worden und damit gerade etwas über 265 Jahre alt. Zuvor wurde im Jahr 1748 beschlossen, in der zu Anklam gehörigen Stadtheide eben jene Kolonisten-Siedlung anzulegen. Vormals hieß die Siedlung Grüneberg. 1752 wird der Ort zu Ehren des Feldmarschalls Leopold Max von Anhalt benannt. Damals entstand die Siedlung zusammen mit einer weiteren: Kalkstein. Die Siedlungen wurden von den Kolonisten gerodet und urbar gemacht. Dafür erhielten sie schließlich Acker und Wiese. Für die gewonnene Ackerfläche musste ein großer Teil des einstigen Eichenwaldes weichen.

Die erwähnte Dorfstraße teilte unterdessen nicht allein das Dorf. Früher gab es Regelungen, wer auf welcher Seite wohnte. Die Kolonisten auf der einen Seite, die von ihnen angeworbenen Büdner mit Haus und Garten auf der anderen. Die Häuser der Büdner wurden von den bereits ansässigen Kolonisten errichtet, um das Dorf wachsen zu lassen. So entwickelte sich Leopoldshagen und neben den Häuserreihen an der Dorfstraße entlang entstanden noch weitere Hinterreihen.

Die Kolonisten stammten vor allem aus der Umgebung, eine Familie aus Schwedisch-Pommern und 29 weitere aus Mecklenburg. Bald lebten hier etwa 360 Menschen, Kolonisten und Büdner. 1871 waren es dann bereits fast dreimal so viele, etwas mehr als 1100 Einwohner in 124 Wohngebäuden, von denen mehr als 800 in Leopoldshagen geboren waren.

Die Dorfkirche ist wohl die Sehenswürdigkeit des Dorfes, um die man nicht herumkommt. Doch gibt es in Leopoldshagen noch mehr zu sehen.

Mit viel Liebe zum, auch noch so kleinen, Detail ist bereits einiges zur Geschichte des Dorfes niedergeschrieben worden. An dieser Stelle sollte auf die Internetseite der Gemeinde verwiesen werden, auf welcher man die knapp 90 Seiten starke Textzusammenfügung finden kann. Für aktiveres Erleben ist es möglich, nach Absprache die Heimatstube zu besuchen und sich einmal selbst oder geführt umzuschauen. Die Heimatstube des Dorfes befindet sich in einem alten Mühlengebäude und ist etwas von der Straße zurückgesetzt. Hier gibt es ein Sammelsurium an Objekten. Vor allem Ackergeräte, aber auch Haushaltsgeräte und allerlei andere Gegenstände finden sich als Zeugen vergangener Zeiten. Die Nähe zum Haff und die Lage mitten im Grünen laden zudem nicht nur zu Radtouren, sondern auch zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Und wer sich vorab schon einen Eindruck vom Dorfleben machen möchte, kann sich einmal die Videoeindrücke auf dem YouTube-Kanal des Heimatvereins Leopoldshagen ansehen.

Teresa Mirasch

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