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11.02.2023
Regionales

(Ein)Blick in unsere Geschichte – Formen, Kirche und Pfälzer


Katholische Kirche / Haus des Vierecker Dorfclubs

Verlässt man Pasewalk in Richtung Torgelow, vorbei an der Scheune der Landfrauen und vereinzelten Häusern, kommt man nach wenigen Minuten an eine Weggabelung. Entscheidet man sich nach rechts abzubiegen, fährt man direkt auf einen kleinen Ort namens „Viereck“ zu. „Waldmeer, Sandmeer, Nix mehr“ – auf sarkastische Weise begrüßt die Gemeinde so die Besucher auf ihrer Internetseite.

In vergangenen Ausgaben ging es bereits das eine oder andere Mal darum, wie einzelne Dörfer angelegt worden sind. Aus der Vogelperspektive wäre es sicher besonders deutlich zu erkennen: Das im Jahr 1748 gegründete Dorf ist wirklich auffallend gleichmäßig angelegt, um eine Freifläche in der Ortsmitte herum. Auf der sonst unbebauten Fläche liegt wie eine kleine Insel der Friedhof des Ortes.

Die Dorfform entspricht wohl der eines Platzdorfes. Hier werden planmäßig Häuser angelegt, rund um einen freien Platz herum, der unterschiedlichste Funktionen haben konnte und zu späteren Zeiten auch des Öfteren mit einer Kirche oder Ähnlichem bebaut worden ist. Diese Flächen konnten verschiedenste Formen haben, von eckig bis rund oder oval, in Viereck ist diese Fläche heute passenderweise viereckig. Übrigens werden Platzdörfer auch unterteilt, beispielsweise in Rundlinge und Angerdörfer. Die allgemeine Vermutung zu solchen, durch die umstehenden Höfe umschlossenen Flächen, ist, dass sie des Nachts dem Schutz von Vieh gedient haben.

Überraschend ist hier allerdings, dass der passende Name zu dieser heutigen Dorfform nichts mit der Namensgebung des Ortes zu tun hat, sondern erst einige Jahre nach der Gründung, im Jahr 1751, zu Ehren des preußischen Ministers Adam Otto von Viereck in Viereck umbenannt worden ist – ein äußerst passender Zufall. Zuvor hieß der Ort noch Jägersberg.

Die Backsteinkirche Vierecks im neugotischen Stil sticht im Ort deutlich hervor, was durchaus wörtlich zu nehmen ist, denn bis auf die Bäume des Waldes, der noch hinter Viereck liegt, ist sie sicher unwidersprochen der höchste Umgebungsmarker weit und breit. Schaut man genauer hin, erkennt man, dass es sich um eine katholische Kirche handelt, die Kirche Mariä Geburt. Sie wurde erst im Jahre 1911 fertiggestellt und genutzt, zuvor diente eine bescheidene Fachwerkkirche als Stätte des Glaubens. Noch weiter in der Vergangenheit befand sich der Betraum im einstigen Schulhaus des Ortes.

Mitten im sonst so protestantischen Pommern lag nun also ein Dorf, dessen katholische Gemeinde mit 289 Mitgliedern im Jahr 1862 beinahe drei Viertel der damaligen Einwohnerzahl Vierecks ausmachte. Ohne Kirche und Pfarrer wurden Taufen und Trauungen zu früheren Zeiten scheinbar in der St. Marien Kirche in Pasewalk durchgeführt bis Viereck dann der katholischen Pfarrei in Stettin überwiesen wurde. Lange war den Viereckern entsprechende Seelsorge versprochen worden, doch erst 1903 wurde mit Carl Hoheisel erstmals dauerhaft ein Pfarrer auf die Stelle in Viereck gesetzt. Dass in Viereck so viele Katholiken lebten, liegt sicherlich unter anderem daran, dass in Viereck zunächst Siedler aus der Pfalz ihr neues Zuhause fanden. Rheinland-Pfalz ist selbst heute noch ein Bundesland mit hohem Anteil an Menschen katholischen Glaubens. Doch neben Hoppenwalde war Viereck für Pommern die Konfession seiner Bewohner betreffend eine große Ausnahme.

Die Ursache für die Zuwanderung war vor allem die Siedlungspolitik Friedrich II., auch Friderizianische Kolonisation genannt, welche dieser wie zuvor schon sein Vater vorantrieb. Vor allem der Dreißigjährige Krieg ließ Brandenburg und Pommern schwer verwüstet und entsiedelt zurück. Das Ziel war nun, die brach liegenden Höfe neu zu besetzen und außerdem aus anderen Ländern Siedler heranzulocken (Peuplierung). Wo heute Viereck liegt, musste vor über 250 Jahren das Land zunächst einmal urbar gemacht werden. Anschließend erhielt jeder der zehn Siedler Pferde und Rinder gestellt. Diese Privilegien, teils auch gegenüber den bereits im Land wohnhaften Menschen, waren wesentlicher Bestandteil, mit welchem Kolonisten in das preußische Hoheitsgebiet gelockt wurden. Die Siedler blieben, es gründeten sich neue Familien und das Dorf wuchs.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebten in Viereck zunächst etwa 170 Menschen. Im letzten Drittel besagten Jahrhunderts waren es bereits mehr als 300. Heute gehören zur Gemeinde Viereck auch die Ernst-Thälmann-Siedlung, Neuenkrug, Uhlenkrug und einige weitere Gebiete, die gesamte Gemeinde umfasst heute mehr als 1000 Einwohner. Viereck bleibt dabei ein beschauliches Örtchen. In weniger als 25 Minuten kann man einmal alle vier Seiten des Ortes umlaufen und dabei allerlei schöne Gebäude sehen. Und dabei begann alles einmal mit nur zehn pfälzischen Siedlerfamilien.

Teresa Mirasch

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