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18.07.2021
Regionales

(Ein)Blick in unsere Geschichte – Ein altes Herrenhaus, die Friedländer Wiese und preußische Besiedlungspolitik


Herrenhaus Heinrichsruh

Heinrichsruh ist ein kleines Örtchen zwischen Ferdinandshof und Torgelow, nahe der Friedländer Wiese. Benannt ist Heinrichsruh wohl nach dem Gründer, dem Kriegs- und Domänenrat Christoph Ludwig Henrici (1666 –  1758) und dessen Familie. Dementsprechend ist der Ort in einer Zeit entstanden, in der Pommern bereits preußische Provinz gewesen ist und blickt somit auf eine etwa 300-jährige Geschichte zurück.

Entstehen konnte die Siedlung allerdings nur, wie auch so viele andere Ortschaften der Region, durch die Urbarmachung der Fläche mittels Trockenlegung und des Aufbaus eines Kanalisationssytems. Die Trockenlegung der notwendigen Flächen war nach den Maßstäben der Zeit eine umfangreiche und meisterhafte Leistung. Für den heutigen Umweltschutz ist sie jedoch eher kritisch zu betrachten.

Die Nutzbarmachung von Flächen war für die Besiedlung neuer Gebiete stets unabdingbar. Rodungen fanden jedoch nicht planlos statt. Bestimmte Areale, die wirtschaftlich interessant waren, wie bestimmte Wälder blieben weitestgehend von Rodungen verschont.

1726 wurde Christoph Ludwig Henrici durch Friedrich Wilhelm I. zum Generalpächter der Ämter Torgelow und Ueckermünde sowie des Amtes Königsholland gemacht. Verantwortlich war er fortan für die Besiedlung des Gebietes und auch für die Urbarmachung des Landes. Keine leichte Aufgabe, denn nahezu das gesamte ihm überlassene Gebiet war sumpfig und moorig und große Projekte zur Trockenlegung mussten angestoßen werden. Die Besiedlungspolitik Friedrich Wilhelms I. wurde durch seinen Sohn Friedrich II. fortgeführt und auch die Projekte rund um die Trockenlegung der Gebiete wurden weiter ausgebaut.

Das nach Henrici benannte Örtchen Heinrichsruh ist ein durch Erbzins ihm übertragenes Gut, welches er unter der Bedingung der Leistung regelmäßiger Zahlungen und Naturalabgaben von Friedrich Wilhelm I. übergeben bekam und das der Familie als Alterssitz hatte dienen sollen.

Neben 30 Kolonisten konnte Henrici in Heinrichsruh auch mehrere Büdner ansiedeln. Stetig wuchs die Einwohnerzahl. 1818 lag sie bereits bei 256 und nochmal 40 Jahre später (1856) bei 323. So konnte aus dem Gut ein wirkliches Dorf entstehen. In Ferdinandshof sind bereits im Jahr 1718 Glashütten entstanden und auch Heinrichsruh produzierte Waren in der von Henrici 1746 erbauten Glashütte. Diese wurde jedoch bereits 1769 wieder stillgelegt, da unter dem Sohn Henricis das Unternehmen in Konkurs ging.

Vater und Sohn Henrici hatten das Dorf mehrere Jahrzehnte geführt. Nach dem Tode des Sohnes ging der Besitz an dessen Witwe. Diese ließ 1799 eine Ziegelei im Wald bei Torgelow errichten, welche allerdings nicht zu Heinrichsruh gehörte. 1836 wurde der Ort dann durch die Erben an den Meistbietenden veräußert. Dieser war Eduard Schmidt. Das 1752 errichtete Herrenhaus erlebte verschiedene Besitzer und hatte über die Jahrhunderte verschiedene Funktionen (bspw. als Flüchtlingsunterkunft im Zweiten Weltkrieg oder als Lagerstätte), verfiel allerdings seit der Mitte des 20. Jahrhunderts zusehends.

Heute erinnert das zurückgebliebene Familiengut der Henricis an ihre einstige Anwesenheit im Ort und gleichzeitig kommt ihm ein neuer Zweck zu. Das imposante Fachwerkanwesen wird in moderner Zeit vor allem Schauplatz für Kunst, Konzerte und andere Veranstaltungen.

Umfangreich sanierte man ab 1997 das barocke Anwesen mit anschließender weitläufiger Parkanlage. Von der durch 250 Jahre alte Bäume gesäumten Zufahrt, über die wilde Ruhe des hinter dem Herrenhaus gelegenen Parks hinweg, hat die Natur sich ihrerseits Teile der Parkanlage zurückerobert, was dem ganzen Anwesen einen leicht mystischen Hauch verleiht.

Im Herrenhaus in Heinrichsruh ist seit dem Jahr 2000 der Verein Vorpommersches Künstlerhaus beheimatet. Mit Konzerten, klassischer und moderner Musik bringt der Verein kulturelles Leben in die Region. In letzter Zeit ist es allerdings, auch pandemiebedingt, ruhig geworden um das Schaffen des Vereines, doch nun sollen zumindest die Proben und Kurse wieder beginnen.

Teresa Mirasch

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