(Ein)Blick in unsere Geschichte – Ahlbecker Seegrund und das Kreuz eines Herzogs
Bei Ahlbeck, natürlich nicht das an der Ostsee gelegene, sondern jenes bei Eggesin, treffen Ortschaften mit Namen aufeinander, die erfrischend einfach sind. Vorsee, Gegensee und Hintersee liegen den alten Beschreibungen nach allesamt entlang dem Ahlbeckschen See – schmale, aber sehr langgezogene Ortschaften. Zusammen trugen diese drei Bezirke den Namen Seegrund.
Doch wer heute auf eine Karte schaut und die Ortslage genauer betrachtet, der wird feststellen müssen, dass sich dort kein See findet (bis auf den Ludwigsdorfer See). Der Ahlbecker See, der einst aus einem Teil des Odergletschers während der Weichseleiszeit entstanden war, ist bereits vor einigen Jahrhunderten trockengelegt worden und an seiner Stelle befindet sich heute der Ahlbecker Seegrund, das größte wachsende Kalkschwingmoor Deutschlands. Wie der Name schon vermuten lässt, ist die Oberfläche dieser Moorart nicht starr, sondern „schwingt“. Mit der Ablassung zog sich das Wasser auch von dem etwa 4 m hohen Burgwall zurück. Untersucht wurde im frühen 19. Jahrhundert der einstige Zweck und man ging von einer religiösen Nutzung aus. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stieg der Wasserspiegel wieder an und seit 1987 ist der Ahlbecker Seegrund ein Naturschutzgebiet.
Grund für die Trockenlegung des Gebietes war wie so oft schon die Siedlungspolitik Friedrichs II., mit welcher die Urbarmachung von Nutzflächen fortgesetzt wurde. Hintersee, Gegensee und auch Vorsee sind Kolonien, die in diesem Rahmen entstanden sind. Seine Pläne dafür legte der preußische Kriegs- und Domänenrat Christoph Ludwig Winckelmann bereits im Jahr 1742 vor. So wurden in den folgenden Jahren dann Stellen für die Kolonisten geschaffen. 1792 waren es 38 Stellen in Hintersee. Hintersee hatte einen Teerofen, der hinter dem Ahlbeckschen See gelegen war. Die Gewinnung von Holzkohle und Teer war ein typisches Gewerbe jener Zeit. Die von Winckelmann angelegte Zopfenbecksche Wassermühle, die vom Zopfenbach betrieben wurde, die Holländermühle und drei Leinenwebstühle machten das Gewerbe des Ortes komplett. In Seegrund sind viele Ortschaften zusammengefasst, insgesamt lebten 1865 in der Region 1776 Einwohner, zwanzig Jahre zuvor waren es 1200. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren es 1046 Einwohner. Lange Zeit verfügte Hintersee über keine Kirche, erst 1899 wurde die Kirche des Ortes fertiggestellt.
Und nun zum Sagenhaften: Das Barnimskreuz findet sich kurz vor Hintersee auf dem Weg zur polnischen Grenze rechterhand und kennzeichnet angeblich jene Stelle, an der der pommersche Herzog Barnim II. am 28. Mai 1295 von dem Ritter Vidante von Muckerwitz erstochen worden sein soll. Um diesen Mord rankt sich eine Sage erschlichener Liebe: Der Herzog soll Interesse an der Frau des Ritters gefunden haben und als diese seine Zuneigung nicht erwiderte, habe er den Ritter fortgeschickt und später für Tod erklären lassen, um schließlich das Herz der Frau zu gewinnen. Als der Ritter von diesem perfiden Plan erfuhr, ritt er zurück nach Pommern und erstach den Herzog.
Die Brüder des Herzogs sollen daraufhin ein Kreuz aufgestellt haben. Natürlich kann das originale Kreuz heute nicht mehr existieren, stattdessen steht ein anderes seit 1945 an dieser Stelle. Doch es gibt noch eine weitere Sage, welche um 1830 festgehalten wurde, jene des Feuergeistes, welcher nach Ablassung des Sees über die neu entstandenen Äcker und Wiesen wandelte und dessen Erscheinen mit einem nahenden Unglück verbunden wurde. Feuersteine, die auf den entstandenen Flächen gefunden wurden, heizten solche Erzählungen sicherlich an.
Teresa Mirasch