Büchertipps passend zum Frauentag – Frauen als Autorinnen und Protagonistinnen
Autorinnen sind heute aus den Bestsellerlisten und aus keiner Buchhandlung mehr wegzudenken. Überall findet man sie neben ihren männlichen Kollegen. Das war jedoch nicht immer so. In früheren Jahrhunderten dominierte das männliche Geschlecht die Zunft der Schriftstelle. Die Werke von Frauen wurden selten unter einem unvoreingenommenen Blick betrachtet. Zumeist fand, schon bevor der Gedichtband oder der Roman gelesen wurde, eine Abwertung statt, weil eine Frau die Schriftstellerin hinter dem Werk gewesen ist. Deswegen publizierten viele Autorinnen ohne Namen. Es wurde nur ein Herausgeber angegeben oder der Vorname wurde abgekürzt, sodass nicht klar war, ob eine Frau oder ein Mann der Kopf hinter dem Werk war. Denn nur so konnte ein ungetrübter Blick auf die Publikation sichergestellt werden.
Florentin
Eine der Frauen, die ihr Werk nicht unter eigenem Namen veröffentlichten, ist Dorothea Schlegel (*24.10.1764 in Berlin; † 03.08.1839 in Frankfurt a. M.) geboren Brendel Mendelssohn, die später durch die Heirat mit ihrem ersten Mann Dorothea Veit hieß. 1801 veröffentlichte ihr damaliger Lebensgefährte Friedrich Schlegel, mit dem sie nach ihrer Scheidung in wilder Ehe zusammenlebte und den sie später auch heiratete, ihren Roman Florentin.
In der Erstausgabe wurde nur er als Herausgeber genannt und Dorothea Schlegel, die bei der Veröffentlichung noch Dorothea Veit hieß, blieb zunächst als Autorin unbekannt. Der Roman wurde von vielen sehr geschätzt, bis bekannt wurde, dass sie die Schöpferin des Werks war. Daraufhin folgte viel Kritik, deren größte Ursache ihr Geschlecht war.
Zum Inhalt: Im Roman Florentin geht es um einen gleichnamigen aristokratischen Soldaten, der auf den Weg nach Amerika ist. Bei der Durchquerung eines Waldes rettet er einem Grafen das Leben und wird daraufhin von ihm auf sein Schloss eingeladen, in dem er die Familie des Grafen kennenlernt und sich zugleich auch mit der Tochter des Grafen und deren Verlobten anfreundet. Beiden verspricht er, bis zur Hochzeit zu bleiben und erzählt ihnen auf einem Ausflug seine spannende Lebensgeschichte und was er bisher erlebt hat. Während der Zeit bei dem Grafen und seiner Familie und bis zum Ende des Romans kommt es immer wieder zu faszinierenden Wendungen und Ereignissen, mit denen man nie gerechnet hätte.
Dorothea Schlegels besonderes Talent ist es, den Leser immer wieder zu überraschen. Oft wird man beim Lesen denken, dass man genau weiß, wie die Figuren agieren werden und immer wieder verblüfft sein von den Wegen, die dann beschritten werden.
Titel: Florentin
Autor: Dorothea Schlegel
Verlag: Reclam
Preis: 8,80€
ISBN-13: 978-3150087077
Seitenzahl: 325 Seiten
Die Spionin
Der zweite Buchtipp ist von dem bekannten Autor Paulo Coelho (*24.08.1947 in Rio de Janeiro), dessen wahrscheinlich bekanntestes Werk Der Alchemist in 81 Sprachen veröffentlicht wurde und viele Auszeichnungen erhielt.
Hier soll es jedoch um seinen 2016 in der Originalsprache erschienenen Roman Die Spionin gehen, der 2017 in Deutschland veröffentlicht wurde und somit viel aktueller und jünger ist als Florentin.
Zum Inhalt: In seinem Roman lässt Coelho die historische Person Mata Hari ihre Geschichte in einem fiktiven Brief erzählen. Dabei hat er sich aber auch einige schriftstellerische Freiheiten genommen und nicht alles historisch genau nacherzählt. Mata Hari ist der Künstlername von Margaretha Zelle, die am 15. Oktober 1917 mit dem Vorwurf, Doppelspionage und Hochverrat im Ersten Weltkrieg begangen zu haben, hingerichtet wurde und in den letzten Tagen vor der Hinrichtung diesen Brief im Roman schreibt, in dem sie sagt: „Verurteilt wurde ich nicht wegen der Verbrechen, die ich tatsächlich begangen haben – und deren größtes es war, in einer von Männern beherrschten Welt eine emanzipierte, unabhängige Frau zu sein.“ Sie erzählt von ihrem Leben, wie aus Margarethe Zelle, einem niederländischen Mädchen, die Frau eines Offiziers wurde und später die Tänzerin Mata Hari, mit der sie sich eine neue Identität schaffte und eine der ersten Feministinnen ihrer Zeit wurde.
„Ich bin eine Frau, die im falschen Jahrhundert geboren wurde. Ich weiß nicht, ob sich in der Zukunft jemand an mich erinnern wird, aber wenn doch, dann möchte ich nicht als Opfer gesehen werden, sondern als eine Frau, die mutig ihren Weg gegangen ist und furchtlos den Preis dafür gezahlt hat.“ Mit diesen Worten lässt Coelho Mata Hari das erste Kapitel beenden und lässt sie damit gleichzeitig für so viele Frauen sprechen, die in vielen vorherigen Jahrhunderten versucht haben, ihr Leben selbst zu bestimmen.
Titel: Die Spionin
Autor: Paulo Coelho
Verlag: Diogenes
Preis: 11,00€
ISBN-13: 978-3257244106
Seitenzahl: 192 Seiten
Carina Giard