Ein(Blick) in unsere Geschichte: Ritter Hase, Eisen und wieder die Ukranen
Ein Spaziergang an der Uecker, die mitten durch Torgelow fließt, kann die Vergangenheit des Ortes malerisch zeigen. Obwohl das Castrum Turglowe samt mittelalterlicher Burgruine derzeit nicht betretbar ist, lohnt sich ein Blick auf die hinüberragenden Gebäude und durch den Zaun. Mitten im Zentrum von Torgelow bleibt die Zeit ein bisschen stehen. Das Castrum Turglowe ist mittelalterlichem Siedlungsgebiet nachempfunden und die Burgruine der Burg Alt-Torgelow ist ein echtes Zeugnis ihrer Zeit. Die Burg Alt-Torgelow wurde 1281 erstmals urkundlich erwähnt als „castro torglowe“, in jenes Jahr fällt damit auch die erste urkundlich gesicherte Erwähnung der Ortschaft. Warum man allerdings heute von der Burg Alt-Torgelow zu sprechen scheint, liegt an den Entwicklungen rund 100 Jahre später.
Der Ritter Zacharias Hase, um den sich so manche Erzählung rankt, kam um 1350 nach Torgelow und erbaute eine weitere Burg, die Burg Neu-Torgelow. Die auch Hasenburg genannte Burg etwas außerhalb Torgelows wurde jedoch 1465 vom pommerschen Herzog Watislaw X. eingenommen und die Hases vertrieben. Damit ist der Ritter Hase jedoch nicht vergessen, Geschichten von ihm gibt es immer noch zu erzählen.
Auch in der letzten Ausgabe war bereits die Rede von den slawischen Stämmen, die einst in dieser Region siedelten. Der Stadtname „Torgelow“ hat Ursprünge im Slawischen, er kann abgeleitet werden von „Torg“ was in etwa „Marktplatz“ bedeutet und ein Hinweis auf die wichtige Position Torgelows als Handelsplatz sein kann. Also auch hier finden wir wieder einen slawischen Stamm, wieder den der Ukranen, sogar, zumindest nachempfunden, auch heute noch.
Um für das Leben dieses Slawenstammes ein Gefühl zu bekommen, gibt es seit 1995 das Ukranenland, ein Freilichtmuseum bei Torgelow. Die Slawen begannen vor über 1000 Jahren auch im Gebiet um Torgelow zu siedeln. Wie ihr Leben damals vermutlich ausgesehen haben könnte, wie sie gehandelt und produziert haben, wie sie gemeinsam lebten, kann man heute dort nachempfinden. Hier wird Geschichte wortwörtlich gelebt. Der Verein Historische Werkstätten e.V. lässt sowohl im Castrum Turglowe als auch im Ukranenland längst vergangene Zeiten wieder lebendig werden, jeder kann hier hautnah Geschichte erleben. Die Vermittlung von Geschichte ist eines der zentralen Ziele, denen sich der Verein verschrieben hat.
Aber damit endet die Entdeckungstour noch nicht. An ausgewählten Sehenswürdigkeiten gibt es die Möglichkeit, sich ganz allein mit einem digitalen Stadtführer in die Vergangenheit ziehen zu lassen. An der Statue des Eisengießers beim Marktplatz findet man einen dafür benötigten QR-Code. Die Eisengießerei ist von besonderer Bedeutung für Torgelow. Für die Provinz Pommern wurde durch Friedrich II. die Errichtung des „Königlich preußischen Hüttenwerkes“ in Torgelow angeordnet. Daher wurden hier seit 1756, mit der Fertigstellung des Hüttenwerkes, zunächst einfache Gussteile gefertigt. Dieses Hüttenwerk mit seiner ganzen Geschichte definiert die Stadt jedoch bis heute. Und auch wenn die Geschichte der Eisengießerei nur ein Aspekt der Geschichte Torgelows ist, soll sie doch Erwähnung finden, denn wie sehr die Eisenindustrie die Region beeinflusste, kann man auch am Wappen erkennen, welches Torgelow seit 1899 führt.
Man kann also in Torgelow viel entdecken, für manches muss man sich nicht anstrengen, um es zu sehen, aber manchmal muss man auch ganz genau hinschauen.
Teresa Mirasch