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09.05.2024
Veranstaltung

Opus 12 mal Drei – Musikalische Reise durch das 19. Jahrhundert


konzert

Zum Abschluss der Konzertsaison 23/24 konnte der Musikverein Pasewalk unter der Regie von Frank-Immo Zichner wieder hochkarätige Künstler mit einem anspruchsvollen und beeindruckenden Programm einladen. Entsprechend groß war der Besucherandrang, auch der freie Eintritt für Jugendliche unter 18 Jahren wurde gut genutzt.

Das Motto des Konzertes – Opus 12 – , dass bereist am 6. April im Historischen U in Pasewalk stattfand, wurde in drei Werken vom Anfang bis zum 2. Drittel des 19. Jahrhunderts mit großer stilistischer Sicherheit ausgewählt und auf höchstem künstlerischem Niveau aufgeführt. Den Anfang machte Ludwig van Beethovens Sonate in D-Dur op. 12 für Violine und Klavier. Sayako Kusaka (Violine) und Annegret Kuttner (Klavier) nahmen die Zuhörer mit durch drei Sätze. Beethovens Klassik wurde ohne Schnörkel und romantisierende Interpretation transparent und mit hoher Musikalität interpretiert. Dies gelang, weil sich die Interpretinnen Ihrer Kunst vollständig sicher sind. Ob nun im munter kantabilen Melodiendialog im Allegro, dem Tema con variazione im 2. Satz oder im mitreißenden Tanz des Rondo, der bei aller Präzision im Rhythmus freudig zur durchhören war bis zum Finale.

Das zweite Stück, Carl Loewes Gran Trio op.12 von 1821, ein bereits von Schumann begeistert kommentierten Stücks Kammermusik, begeisterte die Zuhörer als nächstes. Komplettiert durch den Cellisten Peter Bruns, wie seine Mitmusikerinnen hochprämiert, nimmt das Trio die Zuhörer gleich im Allegro-Satz ohne Anlauf mit in ein Wechselspiel fulminanter Stimmenläufe mit wogender Dynamik, Unisono-Passagen und Einzelstimmen-Virtuosität, ohne auch den Bruchteil eines Zweifels an der Meisterschaft der Beherrschung ihres jeweiligen Instruments zu lassen.
Das Allegro molto agitato setzt rhythmisch präzise im 3⁄4-Takt und mit hoher, dabei uneitler Musikalität den Hörgenuss fort.

Das Larghetto lebt von einer hymnisch anmutenden Melodie, die mit Variationen umspielt den eher kurzen 3. Satz zum Durchatmen ausmacht. Das Finale Allegro assai vivace beginnt mit einem leisen Motiv, das seinen klopfenden Rhythmus setzt, Fugeneinsätze der drei Instrumente und rasche Läufe halten die Spannung bis zum Ende fast atemlos aufrecht. Großer Beifall zur Pause.

Das Klaviertrio von Emilie Mayer von 1861 op. 12 bildet auf der Grundlage der beiden vorangestellten Werke den logischen Abschluss des Abends. Eine der bedeutendsten und erfolgreichsten Komponistinnen des 19. Jahrhunderts geht nicht nur auf Beethoven als Inspiration zurück, sondern war auf eigene Bewerbung hin Schülerin bei Carl Loewe. Das Trio op. 12 wurde, wie Susanne Jürgens, die Vorsitzende des MV Pasewalk, in der Ansage mitteilte, sogar in Pasewalk uraufgeführt.

Ähnlich wie bei Loewe besteht das Werk aus 4 Sätzen, die allerdings auf eigene Weise durchkomponiert wurden. Das Allegro strotzt vor Intensität, Kraft und Leidenschaft, auch durch die konturierte Vortragsweise der Künstler. Wer Aufnahmen von Kammermusik aus den 60er oder sogar 80er Jahren kennt, wird diese im Vergleich als eher weich und gedämpft empfinden verglichen mit der Interpretation im 21. Jahrhundert.

Das Scherzo ergeht sich quasi als Elfentanz im 3⁄4-Takt. Motive wechseln spielerisch und anziehend, bis zum leisen Verklingen zum Ende hin. Un poco Adagio ist der 3. Satz überschrieben. Eine Mischung aus Choral und Trauermarsch wird in ein anregendes Wechselspiel zwischen lyrischen und dramatischen Melodien geführt, auch hier leises Verklingen.

Das Finale Allegro assai weist eine ähnliche Vielfalt an Stilistik auf, eine Oktav-Melodie wird sofort variiert, mitreißende Bewegtheit wechselt mit lyrischen Terz-Melodien und mündet in ein Marcato- Finale.

Emilie Mayer ist definitiv die Entdeckung des Abends. Die im GM Kunstraum Pleetz beheimatete Emilie-Mayer-Gesellschaft war an dem Abend zahlreich vertreten, zum 11. Mai 2024 ist um 19:30 Uhr dort eine Geburtstagsfeier der Komponistin organisiert, Anmeldungen unter gmkunstraum18@gmail.com.

PM

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