(Ein)Blick in unsere Geschichte – von Schloss, Gut und Hexerei
Nach Bröllin, genauer in die Ortsmitte des kleinen Dorfes, verirrt man sich nicht einfach so. Der Ort liegt nur teilweise an einer größeren Straße, sodass hier doch eine Abgeschiedenheit und Ruhe zwischen den wenigen Häusern entsteht.
Herzstück des mittlerweile beinahe 800 Jahre alten Ortes ist sicher das Schloss Bröllin mit seiner großen Gutsanlage. Dass dieses Schloss genau genommen keines wie aus dem Märchenbuch ist, sondern eben ein altes Gut überwiegend aus dem 19. Jahrhundert, spielt hierfür eigentlich keine große Rolle, denn die Geschichte des Ortes bleibt. Seit etwa 1233 scheint die Existenz des Ortes gesichert zu sein. Aus dieser Zeit stammen die ersten urkundlichen Erwähnungen von Personen mit dem Namen de Bralin, nämlich Robertus de Bralin und Johannes de Brelin. Die Nutzung eines Herkunftsnamens, also des Orts- als Familiennamen, tritt ebenso wie der umgekehrte Weg in unserer Region immer wieder auf. Der Ortsname Bröllin soll dabei grundsätzlich slawischen Ursprungs sein. Neben den Schreibweisen Bralin und Brelin treten über die Jahrhunderte auch Brellyn und schon früh die heutige Bezeichnung Bröllin auf.
Bröllin ist ein weiteres früheres Rittergut. Robertus de Bralin selbst war wohl ein solcher. Nicht nur der Ritter Bralin, auch die uckermärkische Linie der Familie von Lindstedt lebte hier und besaß spätestens seit 1375 alle Einkünfte der zum Ort gehörigen Hufen – 50 an der Zahl, von denen aber nur ein Bruchteil besetzt war – sowie den Rittersitz und das Dorf selbst. Besonders zwei Sprösslinge der uckermärkischen Linie von Lindstedt sind bekannt. Um 1600 stand das Gut unter der Verwaltung des Adam von Lindstedt. Er und Joachim von Lindstedt (möglicherweise sein Sohn) saßen auf Bröllin und wurden im August 1614, wie bereits viele Männer und Frauen vor ihnen, zu traurigen Berühmtheiten, als man den beiden Adligen und der Frau des Adam von Lindstedt die Anwendung dunkler Zauberkünste vorwarf. Adlige, denen man Zauberei vorwarf und infolgedessen versuchte sie der Hexerei zu überführen und zu verurteilen, gab es in dieser Zeit einige. Bekannte Fälle in Pommern sind auch Sidonia von Borke oder Elisabeth Döberschutz. Die Untersuchungen wurden zunächst aus Prenzlau geführt. Angeblich fand man bei der Familie nicht nur allerlei Material zur Beschwörung von Geistern, sondern auch Knochen getöteter Kinder. Ein Tagebuch enttarnte zudem weitere Adlige, die der Zauberei verdächtigt wurden. Schließlich wurde Adam von Lindstedt festgesetzt und zur Befragung nach Spandau verbracht. Die Prozessakten kann man nicht ohne weiteres einsehen, doch gab es in solchen Verfahren von sogenannten „peinlichen Befragungen“ bis zur Tortur alles. Mit der Beschuldigung vermeintlicher Hexen konnte man sich nicht nur unliebsame Menschen vom Leibe schaffen, man tat gleichzeitig ein überaus gottgefälliges Werk, das heute wohl eines der dunkelsten Kapitel der Kirchengeschichte darstellt. Die Geschichte der Brölliner Kirche dagegen begann vermutlich im 13. oder 14. Jahrhundert. Aus unregelmäßigem Feldstein und auch Backsteinen gebaut, wurde sie seitdem erweitert. Sie befindet sich unmittelbar beim Gutshof und dessen Park im Zentrum des Ortes.
Die uckermärkische Linie der Familie Lindstedt scheint um 1738 erloschen. Wie sich zuvor die Besitzverhältnisse am Gut Bröllin gestalteten, ist schwer nachzuvollziehen, doch schließlich kam Bröllin zur Familie Prüwer. Um 1755 gründete diese wohl das damalig zu Bröllin gehörende Vorwerk Friedrichshof. Der weitere mit dem Ort verbundene Familienname ist der der Stöwahs, welche um 1854 Besitzer des Guts wurden. In und um Bröllin wurde erfolgreiche Landwirtschaft betrieben. Viele der Wirtschaftsgebäude stammen wohl aus deren Blütezeit im 19. Jahrhundert. Doch auch zur wirtschaftlichen Hochzeit um 1860 hatte der Ort „nur“ 130 Einwohner. Bröllin war zu keiner Zeit eine große Ortschaft, bei einem Gang durch den Ort wird einem dies auch jetzt noch bewusst. Heute kehrt besonders Leben in den Ort ein, wenn Schloss Bröllin wieder Gastgeber für Kunst und Kultur im Altkreis ist. Von Theaterinszenierungen über Ausstellungen, Konzerte, Workshops und Co. hat auf der alten Gutsanlage schon so ziemlich alles seinen Platz gefunden.
Teresa Mirasch