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29.01.2024
Regionales

(Ein)Blick in unsere Geschichte – Leichensee, Adel und ein bisschen Mathematik


Gutshaus in Ramin

Zwischen Löcknitz und Grambow, kurz vor Polen, liegt das kleine Dorf Ramin. Will man von Ramin und seiner Umgebung erzählen, gibt es da das wohl Wahre und das wahrlich Sagenhafte. Hier soll es einen kleinen Einblick in beides geben.

Untrennbar verwoben ist die Raminer Ortsgeschichte mit einem pommerschen Uradelsgeschlecht, welches den gleichen Namen teilt. Die Familie von Ramin beginnt ihre Linie mit dem Stammvater Otto de Rambyn, dessen Existenz durch eine bestehende Urkunde aus dem Jahre 1271 gesichert ist. Woher die Familie Ramin einst nach Pommern kam, ist nicht klar, doch taucht zu Beginn gelegentlich auch der Name de Monte (von Berg) auf. Vermutlich existierte hier also zunächst der Ortsname Ramin, welchen die Familie sodann annahm. Die Raminschen Linien sind über Pommern und die Uckermark verteilt gewesen, die meisten sind allerdings bereits seit einigen hundert Jahren erloschen. Mitglieder der Familie hatten immer wieder angesehene politische Ämter inne. Mit dieser Urkunde aus 1271 tritt auch der Ort Ramin zum ersten Mal in das Licht der Geschichte. Der Ortsname ist möglicherweise slawischen Ursprungs, weshalb wohl eine Entlehnung des Wortes „Ramen“ für „Bauholz“ möglich wäre, jedoch existieren auch weitere Übersetzungsideen.

Der Stammsitz, das Dorf Ramin, war Otto von Ramin wohl von einem Bischoff übertragen worden. In der vorgenannten Urkunde wird beschrieben, wie Otto von Ramin dem Nonnenkloster zu Stettin „sechs Wispel Roggen“ aus den Erträgen seines Dorfes schenkt. Ein Wispel (choros) ist eine alte Maßeinheit insbesondere für Getreide, welche von Region zu Region und innerhalb der Zeitspanne unterschiedlich sein konnte. Um 1830 entsprach ein preußischer Wispel 24 Scheffel. Ein Roggenscheffel (es gab auch Scheffelmaße für andere Getreidearten) in Pasewalk fasste 1830 wohl etwa 55 Liter. Auch wenn man beachten muss, dass diese Werte mit denen 550 Jahre zuvor nicht vollends vergleichbar sein dürften, wird deutlich, dass eine solche Spende Ottos von Ramin durchaus großzügig gewesen sein dürfte. Kirchenspenden wurden vor allem durch wohlhabendere Bevölkerungsteile oft getätigt, um Gutes für das Seelenheil der Familie zu tun. So ging auch der Stammvater der von Ramins vor, denn an diese Spende war ein Jahresgedächtnis für seine Familie geknüpft gewesen. Mehrere hundert Jahre war Ramin der Stammsitz der Familie gewesen.

Um 1865 lebten in der kleinen Ortschaft etwa 530 Einwohner. Nachdem die Einwohnerzahlen zwischenzeitlich etwas zurückgingen, zählt der Ort heute wieder knapp 700 Einwohner. Zu Ramin gehören darüber hinaus auch die Ortschaften Bismark, Gellin, Grenzdorf, Hohenfelde, Linken, Retzin und Schmagerow. In Ramin wurde wie vielerorts Tabak angebaut, Vieh gehalten, Torf gestochen und natürlich Roggen, Hafer und weiteres angebaut.

Eine sagenumwobene Gestalt der Gegend war ein Raubritter, der Hans von Ramin geheißen haben soll. Er und sein Gefolge fingen Schiffe auf dem Leichensee (bei Löcknitz am Retziner Burgwall) mittels zweier Eisenketten ein. Sie erschlugen die Mannschaft des Schiffes und warfen die Toten über Bord. Als Hans von Ramin schließlich starb, stürzte auch eine Glocke, mit welcher Unterstützung für solche Raubzüge gerufen werden konnte, in den See. Noch heute soll man nachts die Geister der Räuber und der Beraubten am See antreffen können und am 24. Juni (Johannistag) soll man die in den See gestürzte Glocke läuten hören. Neben dieser abergläubischen Erzählung gibt es auch noch eine weitere zum Raubritter Hans von Ramin: Seine Schätze sollen in einer Höhle bei Schmölln gelagert gewesen sein, solange bis ein Schäfer durch den Geist einer vom Raubritter geraubten und schließlich getöteten Frau zu den Schätzen geführt worden war und seitdem als reicher Mann leben konnte. An Schätzen ist also vermutlich nichts mehr zu holen, aber ein bisschen hoffen und sich umschauen könnte man ja mal?

Auf der anderen Seite reicht es vielleicht auch aus, sich mit den schönen Seiten der Ortschaft Ramin zu beschäftigen, etwa mit der hinter einem schweren Tor aus Eisen liegenden und aus dem 13. Jahrhundert stammenden Feldsteinkirche des Ortes. Unweit des Gutshauses aus dem 18. Jahrhundert, in welchem heutzutage kulturelle Veranstaltungen stattfinden, findet sich auch die Heimatstube des Ortes, welche von April bis November jeden ersten und letzten Freitag im Monat, sowie an weiteren Tagen, bspw. dem 17.02. oder in Vorbereitung auf Ostern am 23.03. jeweils ab 15 Uhr ihre Türen öffnet.

Teresa Mirasch

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