(Ein)Blick in unsere Geschichte – Kirche, Kobold und falsche Markgrafen
Wenn man das Gefühl hat, dass etwas an einem zerrt und zupft, dann ist es vielleicht auch ein Jemand und vielleicht möchte dieser Jemand prüfen, ob man seinen gestohlenen Mantel trägt. Einer Sage nach kann man an einem Wiesengrund bei Papendorf einen rastlosen Reisenden antreffen, der genau dies tut, nachdem er vor vielen Jahre erschlagen und beraubt worden war. Als „Zuppmantel“ soll dieser Wiesengrund bekannt sein.
Die Papendorfer Geschichte geht bis in die historische Uckermark des 14. Jahrhunderts zurück. Im Jahre 1302 wird der kleine Ort an der Vorpommerschen Grenze zum ersten Male erwähnt. Theodericus dictus Papendorp gibt sich hier die Ehre. In einem Streit tritt er als eine Art Schlichter auf und belegt damit erstmals die Existenz des Papendorfs mit seinem Herkunftsnamen. Da Papendorf ein Teil der historischen Uckermark ist, die nicht ganz mit dem heutigen brandenburgischen Landkreis übereinstimmt, wird klar, warum für die Geschichte Papendorfs sowohl die brandenburgischen als auch die pommerschen Geschicke eine Rolle spielten.
Papendorf wurde erstmals im Jahre 1317 Bestandteil eines Wechselspieles zwischen der Mark Brandenburg und Pommern. In besagtem Jahr wurde der Ort durch den Markgrafen Waldemar (auch Woldemar) an die Stadt Pasewalk zur Schuldentilgung verschenkt. Um den damaligen Markgrafen, welcher im Jahr 1319 verstarb, gab es etwa 30 Jahre später einen waschechten Skandal, als ein Mann auftauchte, der behauptete, der verstorbene Markgraf zu sein und es als „Falscher Waldemar“ schaffte, Karl IV zu täuschen, welcher ihn mit der Mark Brandenburg belehnte, bis der Schwindel aufflog. Papendorf hatte zeitweise 53 Hufen, 20 Kossätenstellen und eine Mühle. Auch 1360 gehörte Papendorf immer noch zu Pommern, denn die Stadt Pasewalk wurde in jenem Jahre durch die pommerschen Herzöge Barnim, Bogislaw und Watislaw abermals mit der Ortschaft beschenkt.
Gemäß dem Landbuch der Mark Brandenburg, zu welcher das Dorf zu dieser Zeit jedoch nicht gehörte, aus dem Jahre 1375 wurde der Ort in dieser Zeit verwaltet von jenen von Winterfeldt. Die Verwaltung (Gerichtsbarkeit u.ä.) ging 1563 nachweislich, doch vermutlich bereits länger, grundsätzlich von dem Rat der Stadt Pasewalk aus. Anteile an der Ortschaft hatten über die Zeit hinweg verschiedene bekannte und unbekanntere Familien, unter anderem auch die Familien von Arnim und von Stülpnagel. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde Papendorf zunächst unter schwedische Verwaltung und schließlich unter preußische gestellt, bis der Ort schlussendlich doch wieder nach Vorpommern kam, 1950.
Die Kirche des Ortes soll bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Form eines Feldsteinbaus existiert haben, zu welchem im Laufe der Jahrhunderte Turmaufsatz (1745) und Glocke (1889) kamen. Nachdem der Pfarrer Papendorfs aufgrund eines verfallenen Pfarrhauses lange nicht in Papendorf lebte, kehrte er 1600 eher unfreiwillig zurück. Heute ist die Kirche nicht mehr in ihrer besten Verfassung. So ist es womöglich auch zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, der Tod und Verwüstung brachte, gewesen, dennoch soll der Pfarrer bei seiner Gemeinde geblieben sein, zu welcher 1713 auch Brietzig als Filiale gehörte. Das Pfarrhaus selbst wurde schließlich 1715 erneuert. Doch warum solch eine Ausführlichkeit um die Stellung und den Zustand der Papendorfer Kirche? Es ist möglich, dass sich der Name des Ortes eben aus einem kirchlichen Zusammenhang ergibt. Papendorf, oder früher auch Papendorp, könnte in etwa vergleichbar mit „Pfaffendorf“ sein, und so auf eine kirchliche Besitzung deuten. Ähnliche Ortsnamensbezeichnungen finden sich überregional immer wieder.
Und wer sich fragt, wie Pumuckl zu Meister Eder kam: Möglicherweise kam er ja aus Papendorf. Dort lebte einst ein Bauer, bei dem es „unheimlich“ gewesen sein soll, man dachte bei ihm würde ein Kobold leben. Ein Dienstmädchen, welches den im Sommer wie von Zauberhand auftauchenden Süßspeisen auf den Grund gehen wollte, fand auf dem Dachboden einen roten Kater, der daraufhin durch ein Loch im Dach sprang und mit dessen Verschwinden auch die Süßspeisen fortan ausblieben. Heute ist in Papendorf zwar nicht mehr zu erwarten, dass eine Katze / ein Kobold durch das Dach fliegt, doch auf ein Dach in Papendorf lohnt es sich dennoch ganz genau zu schauen: Mit einer Kamera ermöglicht der Storchenpflegehof Papendorf e.V. auf seiner Webseite wunderschöne Einblicke in sein Storchennest mit dessen derzeitigen Bewohnern. Anders als vom Boden, kommt man hier einmal ganz nah heran an diese zu schützenden Wunder der Natur.
Teresa Mirasch