Blog
20.04.2024
Regionales

(Ein)Blick in unsere Geschichte – eine stolze Burg, zwei versenkte Schlösser und viele Seen


Schönwalde Gutshaus

Es kommt ja des Öfteren vor: Man fährt in einen Ort, macht ein paar Fotos und spaziert an der Dorfstraße und den Gärten entlang und sobald man wieder zuhause ist, möchte man gerne doch noch ein bisschen mehr erfahren über den Ort und seine Geschichte. Wenn man sich mit der Stolzenburger Geschichte beschäftigen möchte, besteht Verwechslungsgefahr, da es vor vielen Jahrzehnten noch ein weiteres Stolzenburg in unserem Kreis gegeben hat, welches unter anderem der Familie Ramin gehört hatte, heute allerdings in Polen liegt. Um dieses Stolzenburg (Stolec) soll es hier nicht gehen, sondern um die kleine Ortschaft, die etwa 5 km von Pasewalk entfernt, friedlich mitten im Lande zwischen zahlreichen Seen liegt.

Die sonst eher flache Uckermark lernt man hier mal wieder von einer anderen Seite kennen, denn nicht nur die Nähe zu den Brohmer Bergen, sondern auch eiszeitliche Wallberge führen um Stolzenburg durch Höhen und Tiefen. Stolzenburg ist heute ein Teil der Gemeinde Schönwalde und vermutlich haben beide Orte eine ähnlich lange Geschichte, Schönwalde könnte allerdings noch ein paar Jahre älter sein. Namensgeber für den Ort war möglicherweise der 1240 in einer Urkunde aufgetretene Conradus de Sconenwalde. Im Ort findet sich heute unter anderem ein Gutshaus, vermutlich aus dem 19. Jahrhundert, von welchem man sicher einmal einen schönen Blick auf den nahegelegenen Röthsee gehabt hatte.

Stolzenburg selbst hat mittlerweile eine über 700 Jahre zurückreichende Geschichte. Erstmals lässt sich der Ortsname in einer Urkunde von 1295 finden. Diese Urkunde behandelt allerdings nicht den Ort selbst, sondern die Teilung Pommerns in Pommern-Wolgast und Pommern-Stettin zwischen den pommerschen Herzögen. Erwähnt wird die „Stoltenborch castris“, die Burg Stolzenburg, hier trotzdem zum ersten Mal. Als Nachweis für die gesicherte Existenz des Ortes gilt eine Urkunde aus dem Jahre 1314, in welcher es um einen Verkauf aus den Besitzungen „Stoltenborchs“ für 29 Brandenburgische Mark (allgemein entsprach eine Mark in etwa einem halben Pfund Edelmetall) ging. Aus dieser Urkunde geht auch hervor, dass das Geschlecht von Raven wohl einst über das Dorf bestimmte. Nördlich des schmalen Ortes fand man einst die Burg Stolzenburg. Auf dem Schlossberg, einem slawischen Burgwall mitten im Darschkower See, hat sie gestanden. Heute ist von ihr nichts mehr zu finden, sie soll aber nicht die einzige Burg hier gewesen sein, wenn auch die einzige, deren Existenz kein Märchen ist. Auf zwei Hügeln in einem nicht näher benannten See bei Stolzenburg hatten demnach zwei Schlösser gestanden, die einst zwei Brüdern gehört hatten, von denen einer auf weite Reise gegangen war. Nach langer Zeit kehrte er zurück und verlangte Einlass in sein Schloss. Der andere Bruder hatte jenes allerdings seinem Sohn geschenkt und erkannte auch seinen Bruder nicht wieder, sodass diesem der Zutritt verwehrt blieb. Erzürnt rief der Verstoßene darauf den Teufel an, der die Schlösser im See versenkte, bis nur noch Spitzen hervorschauten. Ob man diese in einem der umliegenden Seen entdeckt, bleibt allerdings allein der Fantasie überlassen.

Der Ortsname „Stolzenburg“ aber nimmt recht offensichtlich Bezug auf die ansehnliche (stolze) Burg im Darschkower See. Dieser galt in früheren Zeiten als besonders fischreich. Heute ist um ihn herum eines der zahlreichen Naturschutzgebiete in unserem Landkreis mit einer Fläche von 24 Hektar. Auf den Flächen um Stolzenburg wurde vermehrt Ackerbau betrieben, insbesondere mit Korn und Zuckerrüben. Um das Jahr 1813 lebten im Ort etwa 220 Menschen mit steigender Tendenz, denn um 1870 waren es etwa 300 Stolzenburger. Heute hat die gesamte Gemeinde Schönwalde etwa 430 Einwohner.

In der Ortsmitte steht groß und massiv die Stolzenburger Feldsteinkirche. Sie stammt wohl aus dem 13. Jahrhundert. Erweiterungen kamen über die Jahrhunderte hinzu, aber ob der Choranbau wirklich auf Kosten einer Herzogin von Pommern, welche die Kirche als zu klein befand, erbaut worden ist, ist dabei wohl eher eine Legende.

Weite Aussichten über freie Felder und die Ruhe der Ortschaften Stolzenburg, Schönwalde und auch Dargitz versprühen einen besonderen Charme und laden insbesondere mit den ersten Sonnentagen in diesem Jahr zu einem gemütlichen Spaziergang ein. Vielleicht auch einmal rund um die Seen, auf der Suche nach vergangenen und versunkenen Burgen?

Teresa Mirasch

Schicken Sie uns Ihre Veranstaltung
Zurück zum Seitenanfang